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Statement zur Krise um Yogi Bhajan

25. Februar 2020 von Antje Kuwert und Ausbilder*innen und Koordinator*innen der 3HO-Kundalini-Yoga-Lehrerausbildung aus Stuttgart, Karlsruhe, Leipzig, Köln und Kassel

Statement zur Krise um Yogi Bhajan

Es ist die Zeit des Umbruchs und der Neuerung im Wassermannzeitalter. Es werden alte Strukturen aufbrechen. Es geht unter anderem um Wahrheit und Wahrhaftigkeit, Empathie und Liebe, den Weg in sich und nicht im Außen zu finden. Aber auch die Veränderung weg von der
Macht einzelner zu einer Gruppenbewegung.

Wir spüren schon seit einigen Jahren, dass heftig an alten Strukturen gerüttelt wird und Unwahrheiten ans Tageslicht drängen. Das macht vor keinem Menschen und keiner Gruppe Halt, was auch gut so ist.

Vielleicht haben einige von euch davon schon gehört und für einige wird dies ganz neu sein.

Vor ein paar Wochen wurde das Buch: „Premka - White Bird in a Golden Cage: My Life with Yogi Bhajan” von Pamela Saharah Dyson veröffentlicht. Es ist eine authentisch geschriebene Biografie der Autorin.

Pemala S. Dyson war Anfang der 70er Schülerin und Privatsekretärin von Yogi Bhajan. Insgesamt 16 Jahre hat sie für ihn gearbeitet, hat mit ihm gelebt, ist mit ihm gereist. In ihrem biografischen Bericht über diese Zeit beschreibt sie ihr Leben in dieser Zeit und die Beziehung, die sie mit Yogi Bhajan hatte. Sie hatte auch ein sexuelles Verhältnis mit Yogi Bhajan, hat ein Kind von ihm abtreiben lassen und sie hat für ihre Arbeit keinerlei Gehalt erhalten. Sie nennt diese Beziehungen missbräuchlich und reflektiert in ihrem Buch auch, wie sie da hineingeraten ist, was sie gehalten hat und wie sie sich schließlich auch wieder entfernt hat und wie schwierig all dies für sie war. Wir nehmen Pamela sehr ernst, glauben
ihrem Bericht und schätzen ihren Mut, darüber zu schreiben.

Es gibt bereits weitere Stimmen, von Männern und Frauen, die sich in Folge des Buches erhoben haben, und Pamelas Aussagen untermauern und die Ähnliches erzählen.

Wir müssen davon ausgehen, dass diese Berichte wahr sind, und dass Yogi Bhajan sich nicht so verhalten hat, wie wir das bisher angenommen haben. Wir achten den Mut der Menschen, die wie Pamela S. Dyson mit ihren schlimmen Erfahrungen nun an die Öffentlichkeit gehen.

Gleichzeitig sind wir alle sehr betroffen von der Erkenntnis, dass Yogi Bhajan sich in verschiedener Weise missbräuchlich verhalten hat und es steht zu befürchten, dass noch mehr zum Vorschein kommt.

All dies rüttelt auch an uns Ausbilder*innen und wir gehen durch ein Wechselbad der Gefühle: Schock, Betroffenheit, Wut, Enttäuschung, Entsetzen, Ekel, Traurigkeit – alles ist dabei.

Jede/r einzelne ist ganz persönlich auf sich zurückgeworfen, um den eigenen, inneren Umgang mit dem Bild des großen Lehrers Yogi Bhajan zu betrachten. Schwer ist es, die Berichte über Yogi Bhajans Fehlbarkeit und die Weisheit seiner Lehre zu trennen. Unsere Erfahrung mit der Technologie des Kundalini Yogas und unsere persönlichen Erfolge und Entwicklungen jedoch bestätigen uns, dass wir eine effektive und nährende Methode praktizieren. Hierfür wünschen wir uns miteinander im Kontakt zu sein und zu bleiben - selbstverantwortlich und unabhängig von einer Führungsperson, aber verbunden in Gemeinschaft und auf gleicher Augenhöhe.

Als Ausbildungsschule mit vielen Ausbilder*innen, die unterschiedlich persönliche Erfahrungen mit Yogi Bhajan gemacht haben oder ihn auch gar nicht persönlich kannten, die aber alle sich intensiv mit den Lehren auseinandergesetzt haben und dies weiterhin tun, sind wir erst am Anfang eines Findungsprozesses in dieser Situation. Es gelingt uns gerade noch nicht, ein eindeutiges Statement zu veröffentlichen oder Wege aufzuzeigen, wie mit dieser Situation umzugehen sei. Was wir aber jetzt schon wissen ist, dass wir einen offenen Umgang mit all diesen jetzt aufgeworfenen Fragen wollen und kein Wischiwaschi und ansonsten weiter Business as usual. Wir sind beständig dabei, uns alles anzuschauen und uns zunehmend zu ordnen, um zu heilen und neue Wege zu finden. Bei aller Schwere fühlt sich diese Krise auch wie ein riesiger, reinigender Transformationsprozess an.

Darüber hinaus werden wir uns einzeln und als Schule mehr noch mit Fragen des Schüler*Innen-Lehrer*innen-Verhältnisses und von Macht und Machtmissbrauch in solchen Strukturen befassen.

All das wollen wir aber nicht nur intern und im stillen Kämmerlein, sondern wir wollen auch den Austausch mit euch.
Wichtig ist uns allen, dass wir alles, was da noch kommen mag, anschauen, ernst nehmen und uns damit auseinander setzten. Wir möchten offen und ehrlich darüber reden, diskutieren und uns austauschen. Wir wollen uns der Vergangenheit stellen, hinschauen und sie aufarbeiten.

In unserer 3HO KY-Lehrer Ausbildungsschule sind wir ein Team von Leadtrainern (AusbildungsleiterInnen), die sich zusammengetan haben, um als Team mit allen Ausbildern und Teammitgliedern auf Augenhöhe und gleichberechtigt zu arbeiten. Wir möchten schon lange keinen „Guru” mehr als alleinigen Chef. Dies hat aber leider manchmal zur Folge, dass wir nicht immer so schnell sind mit Statements. Deshalb haben wir (s.u.) uns entschlossen diese Mail an alle aus unserer Region zu schicken. Unser Anliegen ist es, dass ihr schnell in alle Diskussionen mit einbezogen werdet.

In den USA ist ein unabhängiges Komitee eingerichtet worden, um den Fall genau zu untersuchen. Es ist er Anfang und weitere Infos, auch von unserer Ausbildungsschule, werden nachkommen.

Wir möchten euch gerne in den Regionen mehr Infos und Möglichkeiten zum ehrlichen, offenen und authentischen Austausch bieten.
Dazu bieten wir euch Telefonkonferenzen und/oder persönliche Treffen an. Dazu werdet ihr noch informiert.

Informiert euch gerne selbst weiter, wenn ihr das Bedürfnis habt.

Das Buch „Premka” kann über amazon (auch kindle) bezogen werden.
Hier haben wir noch ein Video von Pamela, zu ihrem Buch:
Interview mit der Autorin: vimeo.com

Und hier ein sehr schönes Video zu dem Thema Guru:
Der Film Kumare ist eine Dokumentation über den Selbstversuch des Produzenten ein Guru mit allen Folgen und Konsequenzen zu sein. www.youtube.com

Weiterhin finden wir für die Zukunft wichtig, hier nicht nur auf Yogi Bhajan zu schauen, sondern auch auf das Thema Macht und Machtmissbrauch.

Im Sinne des Wassermannzeitalters ist dies nun eben auch die Chance, alte Muster, überholte Strukturen und verdrängte Emotionen aufzulösen, in neue, offene Wege des Umgangs mit uns selbst und miteinander zu führen und in einen Heilungsprozess zu kommen.

Wir bleiben im Kontakt und freuen uns auf einen konstruktiven Austausch auf diesem Weg.

Viele Grüße Antje Kuwert, Clarissa Mandev K. Köpfer, Stephanie Angst, Christina Sat Sandesh K. Pöhls, Sandra Surpal K. Wittke , Christine Bhajan K. Glander-Rieker (Ausbilder*innen und Koordinator*innen der www.3ho-kundalini-yoga-lehrerausbildung.de aus Stuttgart, Karlsruhe, Leipzig, Köln und Kassel)

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